INITIATIVE „GEDENKORT GÜTERBAHNHOF DARMSTADT“

 Träger: Arbeitskreis ehemalige Synagoge Pfungstadt e.V. –Darmstädter Geschichtswerkstatt e.V. –  Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Darmstadt – GEW Stadtverband Darmstadt – Vereinigung der Verfolgten des Naziregime – Bund der Antifaschisten Starkenburg – einzelne Persönlichkeiten

Wissenschaftsstadt Darmstadt

Gedenkveranstaltung

zur Erinnerung an die 1942/1943 aus Darmstadt deportierten

Juden und Sinti

Sonntag, 28. September 2014  

Beginn: 11.00 Uhr

Jüdische Gemeinde,   Wilhelm-Glässing-Straße 26

 

     

      Programm:

             Peter Schmidt, Sprecher der Initiative

            Musik: Ronja und Caja Walk

            Oberbürgermeister Jochen Partsch für die Stadt Darmstadt

            Daniel Neumann für die jüdische Gemeinde Darmstadt

            Musik: Ronja und Caja Walk

Renate Dreesen für die Initiative

            Schüler der Heinrich-Emanuel-Merck-Schule: Biografien

             Musik: Ronja und Caja Walk

   

 

 

 

„Das Gedenken ist unverzichtbar“

Geschichte – Initiative Denkzeichen Güterbahnhof erinnert an die Deportationen

 

Gedenkstätte: An die 3500 Juden, Sinti und Roma, die aus Darmstadt in die Vernichtungslager der Nazis deportiert wurden, erinnerte am Sonntag eine Feier an der Synagoge. Der Sprecher der Initiative Denkzeichen Güterbahnhof, Peter Schmidt, sprach die Begrüßungsworte.  Foto: Claus Völker

Auf der Außenanlage der Synagoge in der Wilhelm-Glässing-Straße ist am Sonntag der 3500 Juden, Sinti und Roma gedacht worden, die 1942 und 1943 von dort aus in Vernichtungslager der Nationalsozialisten deportiert wurden.

Der transparente Würfel ist als Denkmal ein Symbol für die rund 3500 deportierten Juden, Sinti und Roma, die von Nationalsozialisten in Vernichtungslager gebracht worden sind. Seit März steht der Kubus im Außenbereich der Synagoge in der Wilhelm-Glässing-Straße. Die jüdische Gemeinde hat ihm Obdach gewährt, nachdem an seinem ursprünglichen Standort am Güterbahnhof er mehrmals beschädigt wurde. Dort gedachten am Sonntag Menschen der Deportierten.

„Zu einer Kultur des Widerstands gehört das Erinnern, gehören Denkmäler“, sagte Oberbürgermeister Jochen Partsch (Grüne), während der Gedenkfeier, zu der die Initiative Denkzeichen Güterbahnhof eingeladen hatte. Doch so wie der Glasquader hinter dem Rednerpult inzwischen als Metapher für früheren und heutigen Fremdenhass gleichermaßen taugt, spannte auch Partsch den Bogen vom Nationalsozialismus hin zu rechtspopulistischen und rechtsradikalen Strömungen dieser Zeit.

„Es ist noch lange nicht alles gut“, lautete die Essenz seines Vortrags. Im faschistischen Deutschland habe Zu- und Wegschauen die Zivilbevölkerung zu Mittätern gemacht, die Entmenschlichung der Bürger jüdischen Glaubens sei im doppelten Wortsinne „unheimlich“ geschehen – vor aller Augen nämlich. Doch auch, wenn die „schlimmste Vernichtung der Menschheitsgeschichte“ der Vergangenheit angehöre, gebe es für die Gesellschaft noch Aufgaben.

Partsch berichtete von einer Studie der Antidiskrimierungsstelle des Bundes, laut der viele Deutsche die Minderheiten im Land mit „ausgeprägter Gleichgültigkeit“ sehen. Mit Blick auf die Scherben im Inneren des Denkmals schloss Partsch: „Wir sehen, wie schnell etwas zu Bruch gehen kann, wenn wir nicht aufpassen.“

Einer ähnlichen Argumentation folgt anschließend auch Daniel Neumann von der jüdischen Gemeinde gegenüber den etwa vierzig Gästen. Wo sich Partsch noch sachlich gegen Judenhass und Antiziganismus ausgesprochen hatte, rüttelte Neumann auf: Der „ideologische Giftcocktail“ habe nie aufgehört zu existieren. Auch, wenn es befreiend sein könne, den „Ballast der Geschichte abzuwerfen“, sei Gedenken unverzichtbar. Nur so könne das kollektive Versagen dem Kreislauf des Vergessens entrissen werden.

Sorge um Auftreten der Rechten in Europa

Mit großer Sorge betrachtet Neumann den Vormarsch rechtsradikaler Parteien in Ungarn, Frankreich oder Griechenland. Auch Demonstrationen gegen den Gaza-Krieg hätten in diesem Sommer judenfeindliche Auswüchse geboren. Doch gehe es dabei nicht nur um das Wohlergehen einer Minderheit: „Auf dem Spiel steht eine freiheitliche Gesellschaft und Grundprinzipien der Menschenwürde.“

Renate Dreesen von der Initiative Denkzeichen ging auch auf die aktuelle Asyldebatte ein, bevor fünf ihrer Schülerinnen von der Heinrich-Emanuel-Merck-Schule ans Rednerpult ans Rednerpult traten. Die Elftklässlerinnen stellten einige aus Darmstadt Deportierte vor, wie den Lehrer David Freitag aus der Karlstraße, dessen Flucht nach Kuba misslang und der in Auschwitz ermordet wurde. Den Abschluss der Veranstaltung, die von Caja und Ronja Walk mit Saxophon und Klarinette begleitet wurde, lieferte Mosche Chaimovsky mit einem Gedenkgebet.

www.denkzeichen-gueterbahnhof.de

 

 

Kontakt:

Renate Dreesen, Adam-Schwinn-Str. 49, 64319 Pfungstadt, 06157/84470, rdreesen@gmx.net

Peter Schmidt, Lauteschlägerstr. 19 64289 Darmstadt, Tel 06151/74543, c.p.schmidt@arcor.de

 

Spendenkonto des Arbeitskreises ehemalige Synagoge Pfungstadt e. V.:

Stichwort „Initiative Güterbahnhof“, Sparkasse Darmstadt, Konto 50003310 – BLZ 508 501 50