17. Mai 2013  | bif

Mahnmal für deportierte Juden, Sinti und Roma erneut zerstört

Erste Zerstörung zog 41.000 Euro teure, zum Großteil aus Spenden finanzierte Sanierung nach sich

Kaputt gemacht: Das Denkzeichen Güterbahnhof, das an die Deportation von Juden, Sinti und Roma erinnert und erst vor zwei Monaten für 41 000 Euro saniert worden war. Magistratsmitglied Peter Schmidt hat den Schaden am Freitag entdeckt.  Foto: Roman Grösser

Vergrößern | Kaputt gemacht: Das Denkzeichen Güterbahnhof, das an die Deportation von Juden, Sinti und Roma erinnert und erst vor zwei Monaten für 41 000 Euro saniert worden war. Magistratsmitglied Peter Schmidt hat den Schaden am Freitag entdeckt. Foto: Roman Grösser
DARMSTADT.

Mitte März war das Denkzeichen Güterbahnhof für die deportierten Juden, Sinti und Roma nach einer 41 000 Euro teuren, zum Großteil aus Spenden finanzierten Sanierung wieder aufgestellt worden. Nun wurde es erneut zerstört. Die Stadt hat Anzeige erstattet.

„Diese wiederholte Beschädigung des Denkzeichens Güterbahnhof stimmt mich sehr traurig und gibt auch Anlass zur Sorge“, sagte Oberbürgermeister Jochen Partsch, der sich nach Bekanntwerden des Schadens am Güterbahnhof einfand.

Vor dem Hintergrund des NSU-Prozesses in München, der beleuchtet, wie aktiv der militante Rechtsterrorismushierzulande aktuell ist, sei es geboten, schnellstmöglich aufzuklären, „ob es sich um eine gezielte rechtsextremistische Zerstörung handelt oder aber um eine kriminelle Sachbeschädigung ohne politischen Hintergrund“.

Das Denkmal müsse jetzt gemeinsam mit den Opfergruppen owie der Initiative Denkzeichen untersucht und es müsse überlegt werden wie es erneut restauriert werden kann. Partsch: „Mein Ziel ist es, einen würdigen und sicheren Ort für das Denkzeichen Güterbahnhof zu haben.“

Hinweise nimmt die Polizei unter der Telefonnummer 06151 969-0 entgegen.

Das Denkzeichen Güterbahnhof wurde 2004 zur Erinnerung an die Juden, Sinti und Roma, die 1942/1943 von Darmstadt aus in die Vernichtungslager deportiert wurden, in der Bismarckstraße/Ecke Kirschenallee am ehemaligen Güterbahnhof errichtet. Entworfen wurde das Denkzeichen von dem Künstlerpaar Ritula Fränkel und Nicholas Morris. Von einem Prellbock führen Eisenbahnschienen zu einem Glaskubus. Im Inneren des Kubus befinden sich Glasscherben, auf denen 450 Namen graviert sind, stellvertretend für 3.400 Menschen aus Darmstadt und der Region, die von diesem Ort aus in die Konzentrationslager Osteuropas gebracht wurden.

In der Nacht vom 9. auf den 10. Juli 2006 wurde das Denkzeichen am Güterbahnhof durch randalierende Jugendliche erheblich beschädigt. Das Denkzeichen stand bis Ende des Jahres 2012 im beschädigten Zustand am Güterbahnhof. Auch aus Anlass des „Darmstädter Gedenkjahres gegen des Vergessen“ wurde der Kubus dann abgebaut, restauriert und neu installiert.

Die Kosten von insgesamt rund 41.000 Euro übernahmen engagierte Bürgerinnen und Bürger, Darmstädter Institutionen und die Stadt Darmstadt gemeinsam. Im Rahmen einer Gedenkveranstaltung an die letzten großen Deportationen 1943 war das Denkzeichen Güterbahnhof am 11. März zum Auftakt des Gedenkjahres 2013 „Gegen das Vergessen“ wieder aufgestellt worden. Diese Gedenkveranstaltung war auch mit einer Rede von Oberbürgermeister Jochen Partsch die Auftaktveranstaltung für das Gedenkjahr.